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Sonntag, 3. Mai 2009

Werbung in .NET-Fachblättern

image Wieviel Werbung steckt eigentlich in unseren .NET-Fachblättern? Bei Lektüre der aktuellen Ausgabe des dot.net Magazins ist mir irgendwie aufgefallen, dass da viele Events des Verlags beworben wurden. Das schien mir rein gefühlsmäßig ungewohnt. Also hab ich mal Werbefläche gezählt:

  • dot.net Magazin 6/2009: Auf 100 Seiten inkl. Umschlag finden sich da ca. 24 Seiten Werbung unterschiedlicher Größe. Das sind 24% des Heftumfangs. Davon sind 17,8 Seiten Werbung für Verlagsprodukte (Zeitschriften, Bücher, Trainings, Events), also 74%.
  • dotnetpro 5/2009: Auf 150 Seiten kommen 23,15 Seiten Werbung (15%), davon 11 für Verlagsprodukte (48%).

Einen solchen Unterschied in Umfang und Art der Werbung hätte ich nicht erwartet. Was können wir daraus aber ableiten?

Zunächst einmal ist zwar die dotnetpro mit 12,70 EUR pro Heft im Abo teurer als das dot.net Magazin für 7,49 EUR - aber der Preis pro werbefreier Seite ist gleich: 0,10 EUR.  Zwar kostet die Seite im dot.net Magazin nur 0,07 EUR, bei der dotnetpro jedoch 0,08 EUR - aber das dot.net Magazin enthält eben anteilig mehr Werbung. Deshalb liegen sie bei den "Nutzseiten" wieder gleichauf. Wer sich zwischen den Magazinen entscheiden muss, sollte sich also nicht vom Preis auf dem Umschlag irritieren lassen.

Dann ist die Werbung im dot.net Magazin zu fast 75% selbstbezüglich. Wer ein dot.net Magazin in der Hand hat, erfährt durch Werbung vor allem etwas über andere Produkte des dot.net Magazins bzw. des Unternehmens dahinter. Das ist aus Verlagssicht vielleicht erstmal eine gute Sache. Doch als Leser bin ich - wenn Werbung denn schon da ist (und ja: sie muss auch sein) - an Vielfalt interessiert. Dass ein Unternehmen allein meine Bedürfnisse erfüllen kann, ist wenig wahrscheinlich. Die dotnetpro bietet da mehr; ihre Anzeigenverkäufer sind erfolgreicher. Woran das liegt? Vielleicht an der Abonnentenzahl (8130 in Q1/09 bei der dotnetpro vs. 3557 beim dot.net Magazin, s. www.ivw.de)?

Schließlich - das war der Ausgangspunkt meiner Auszählung - ist es interessant zu sehen, dass das dot.net Magazin so stark für Veranstaltungen wirbt: 56% der Anzeigen ist darauf konzentriert (dotnetpro: 30%). In Zeiten des Internets hat offensichtlich die persönliche Anwesenheit wieder einen hohen Stellenwert erreicht. Woran mag das liegen? Ich denke, weil persönliche Anwesenheit eben doch mehr bringt als nur im stillen Kämmerlein zu lesen. Und weil sich für persönliche Anwesenheit leichter Geld verlangen lässt als für Lektürestoff.

Tja... und nun? Was mache ich mit diesen Erkenntnissen? Es gibt keinen Handlungsbedarf. Aber ich freue mich, dass ich meinem Gefühl trauen konnte. In der Werbung der .NET-Fachblätter hat sich etwas verändert. Schauen wir mal, wie es weitergeht.

PS: Jetzt habe ich nochmal in meinen Schrank gegriffen und zwei andere Magazine "ausgezählt". Als Zusammenfassung eine Tabelle:

image

Interessanterweise hat die amerikanische Zeitschrift keinen höheren Werbeanteil als die deutschen. Aber vor allem ist das CoDe Magazine dasjenige mit der geringsten Eigenwerbung, obwohl es ausdrücklich als "Kompetenzdemonstration" des Softwarehauses EPS Software gedacht war.

Auch gehen höhere Kosten pro werbefreie Seite nicht notwendig mit weniger Werbung insgesamt einher, wie das Objektspektrum beweist.

Unterm Strich ist das Feld dennoch recht dicht: Bei Zeitschriften-Fachpublikationen auf Papier müssen Leser einen Preis von ca. 0,1 EUR pro werbefreie Seite bezahlen. Fachbücher wie "Programmieren mit C#" oder "Refactoring" liegen mit 0,08 EUR bzw. 0,09 EUR scheinbar darunter, bieten pro Seite aber viel weniger Inhalt. Eine Buchseite enthält ca. 2.500 Zeichen, eine Zeitschriftenseite mehr als 6.000. Auf Zeitschriftenseiten normiert kosten Buchseiten daher ca. 0,20 EUR, sind also knapp doppelt so teuer wie Zeitschriftenseiten. Und das, obwohl das Buchlayout tendenziell einfacher ist. Es wird wohl daran liegen, dass Bücher "werbefreie Zonen" sind.

Und jetzt die Masterfrage: Wieviel würde der Inhalt online kosten? Wieviel wären wir bereit, dort zu zahlen? Nur 0 EUR wie üblich? Oder könnte eine dotnetpro auch 8.000 Abonnenten online haben? Einen Seitenpreis gäbe es dann zwar nicht mehr, aber vielleicht einen Artikelpreis. Ein dotnetpro-Artikel hat im Schnitt 5 Seiten, schätze ich mal. Er kostet auf Papier also werbefrei 0,50 EUR. Würden wir ihn für vielleicht 0,30 EUR auch im Internet lesen in einem online Abo? Oder würden wir lieber 0,75 EUR bezahlen und dafür eben nur die Artikel lesen, die uns wirklich, wirklich interessieren? Ähnliches gilt für Bücher und ihre Kapitel.

Ich denke, das sind Fragen, an denen die Verlage nicht mehr vorbeikommen. Vielleicht gibt es doch Handlungsbedarf?

7 Kommentare:

Hans hat gesagt…

Gut, dass Du die Frage nach bezahltem Online-Content stellst - eine Frage, deren Antwort seit Jahren mutwillig falsch "vorausgesehen" wird!
Bei zahlreichen Publikationen ist es längst üblich, in die Zweitverwertung zu gehen und Printartikel einzeln online zu verkaufen. Nicht nur im IT Genre, wo es aufgrund der Zielgruppe geradezu danach schreit (z.B. c't) sondern auch im Breitenpublikum (etwa Stiftung Warentest). Hier werden einzelne Beiträge für rd. 1 Euro verkauft, je nach Umfang, wovon ich auch schon Gebrauch gemacht habe. Besonders fair ist, Abonnenten ein jährliches Freikontingent einzuräumen, so dass sie bei Bedarf schnell auf vergangene Artikel als PDF zugreifen können, ohne erst ins Kellerarchiv wandern zu müssen.

Mein Eindruck ist: die Verlage sind hier einfach viel träger als ihre Leserschaft. Man hat Angst, großen Aufwand zu treiben und am Ende nix zu verkaufen resp. alle Artikel in Tauschbörsen wiederzufinden o.ä.. Doch das ist Humbug.
Die Bereitschaft, Geld für Fachbeiträge zu bezahlen, ist da und andere machen damit längst ordentlich Umsatz. Dass gerade Entwicklerzeitungen wie die genannten hier nicht aktiv sind, ist in meinen Augen nicht mehr und nicht weniger als ein kapitales Armutszeugnis.

BTW: Bei mir wird gerade umgekehrt ein Schuh draus. Ich kaufe/abonniere die Zeitschriften nicht mehr, weil ich unterm Strich zuviel Stoff mitbezahle, der mich null interessiert. Einzelne 1-Euro-Beiträge, die für mich spannend sind, würde ich hingegen sofort kaufen - doch das gibt es nicht und so verdienen die Verlage an mir gar nichts!

Ralf Westphal - One Man Think Tank hat gesagt…

@Hans: Gut gebrüllt, Hans ;-) Ich stimme dir voll und ganz zu!

Bei 1 EUR sehe ich allerdings auch die Schmerzgrenze. Vor allem, wenn es keine Preview des Inhalts gibt. Und einfach muss der Contentkauf sein! Aber das ist heutzutage eigentlich kein Problem mehr.

Vor allem würde ein solcher Direktverkauf ein Messinstrument sein. Verlage könnten genau sehen, was gesucht wird.

Soweit, dass ich Abos kündigen würde, bin ich noch nicht. Aber ich verstehe deinen Schritt durchaus.

Manchmal denke ich eher darüber nach, einfach selbst ein Angebot aufzuziehen, bei dem online Content im Vordergrund steht. Wer dann den auf Papier haben will, der kann das auch - aber das steht nicht im Vordergrund. Es wäre gar nicht schwer... Die Technik ist da. Ich bin nur unsicher wg des Marketings... Aber wenn ich Seth Godin zuhöre, dann braucht es nur 1000 "true followers" und es wird ein erfolgreiches Business draus, bei dem beide Seiten profitieren: Autoren und Leser.

Und warum tue ich es nicht? Regiert bei mir auch die Angst? Ne. Ich weiß nur nicht, ob ich angesichts des Marketing- und Lektoratsaufwands "der richtige Mann" auf Dauer bin. Mein Frust mit dem System ist also noch nicht groß genug, als dass ich diese Last schultern möchte.

-Ralf

Hans hat gesagt…

@Ralf: Wenn Du nicht der richtige Mann für bezahlten und bezahlenswerten Online Content bist - wer dann? :-)
Meiner Meinung nach ist das der einzig richtige Weg in die Zukunft, wenn man als Fachautor Geld verdienen will. Auf Papier gedruckte Fachzeitschriften sind Dinosaurier und werden wie selbige aussterben - die Verlage wissen es nur noch nicht.

Nochmal zum Thema "Geld bezahlen für Abos": Ich habe tatsächlich noch immer ein Abo, und zwar bei der Safari Online-Bibliothek von O'Reilly. Kennst Du das? Man bezahlt ca. EUR 17,- im Monat und hat Vollzugriff auf alle Bücher im Sortiment, die man monatsweise in ein virtuelles Regal stellen, online lesen und (mittels automatisch verdienter Download Tokens) als PDFs Kapitelweise herunter laden kann.
Ich kann gar nicht sagen, wie genial ich das finde. Vollzugriff auf alles, was mich aktuell interessiert, keine Fehlkäufe mehr, kein zustaubendes IT Altpapier im Regal, wichtige Themen als PDF dauerhaft gesichert. Nur halt alles in Englisch, weil hauptsächlich US Verlagshäuser (O'Reilly, Prentice Hall, Addison-Wesley etc.) dabei sind - was heute allerdings keine Hürde mehr sein darf.

Wenn die Deutschen Verlage da nur mitmachen würden... Aber nein, online sind ja die bösen Datendiebe unterwegs und das ist uns alles viel zu neumodisch.
Schlaf nur weiter, Deutscher Michel!

Ralf Westphal - One Man Think Tank hat gesagt…

@Hans: Safari kenn ich und bin über acm.org auch dabei.

Habe mir grad gestern auch noch ein ebook hier gekauft: http://www.manning.com/baley/. Das kann ich nun sofort lesen, statt auf die Print-Veröffentlichun zu warten.

Und ich kann es mir ganz oder in Teilen zum leichteren Lesen ausdrucken. Mit einzelnen Seiten/Kapiteln mach ich das auf meinem heimischen Laserdrucker. Für längere Passagen oder ganze Bücher nutze ich aber www.epubli.de. Die liefern mir ein ebook schön gebunden ins Haus. In Summe immer noch billiger, als das Printbuch im Laden.

Vor allem aber: Mit den ebooks (oder earticles) kann ich meinen Lesestoff zusammenstellen, wie ich es will. Kapitel für Kapitel, Artikel für Artikel. Und dann auch noch binden lassen, wenn ich will. (Das ist leider noch teurer, als es sein müsste... aber kommt Zeit... ;-)

Die deutschen Verlage sind da insgesamt träge. Mit einem vollständigen online Archiv für Abonnenten ist die dotnetpro da sogar noch am Kopf des lahmen Tross. Aber sie ruht sich darauf leider aus.

Naja, am Ende schlägt Schnell+Innovativ dann Langsam+Etabliert. Denn "Buchdruck" ist heute keine schwarze Kunst mehr. Bücher drucken, Artikel herausgeben kann heute jeder. Ich sehe keine besondere Kompetenz der Verlage mehr bei Redaktion, Layout, Druck. Nur noch beim Vertrieb haben sie einen gewissen Vorteil gegenüber dem Selbstverlag. Aber der schwindet mit steigender Vernetzung der Leserschaft mit den Autoren.

-Ralf

Frank hat gesagt…

Die einzige EDV-Publikation, bei der ich mich zu einem bezahlten Abo bisher habe durchringen können, ist die c't, und die bleibt in letzter Zeit leider immer öfter ungelesen. Ansonsten kann ich Hans nur zustimmen. Früher habe ich öfter Entwickler-Magazine gekauft und auch gelesen, mittlerweile gibt es aber vieles "Material" ja auch kostenlos im Netz. Was ich darüber hinaus als Arbeitsgrundlage brauche, lerne ich aus Büchern wie - eh und je.

Ich schätze, den Verlagen fehlt nicht unbedingt nur der Mut, sondern es wird auch die Finanzkraft schlicht fehlen. Wenn man sich ansieht, was im EDV-Bereich so alles mit heisser Nadel an Büchern produziert wird, kommt einem doch so manches Mal das Grausen - Deine Bücher natürlich ausgenommen ;-). Und wie Du ja selbst schreibst, der Aufwand, so etwas qualitativ gut zu machen, ist nicht ohne. D.h. erstmal muss investiert werden, wobei der generierte Umsatz wahrscheinlich bescheiden ist. Deshalb werden wohl viele Verlage so zögerlich sein.

Ich denke, der Bedarf für "kleinteilige" E-Publikationen ist sicher da. Die Schwelle, einen Artikel für kleines Geld zu kaufen ist eher überschritten, als eine Zeitschrift zu abonnieren, bei der dann drei von vier Artikeln wegen fehlender Relevanz ungelesen bleiben.

Ralf Westphal - One Man Think Tank hat gesagt…

@Frank: Freut mich, dass du - obwohl Freund kostenloser Lektüre im Internet - meinst, dass die Schwelle zu Bezahlinhalten im Internet überschritten ist.

Ich denke, es muss am Ende eine Mischung geben: Einerseits kostenlose Inhalte ohne Qualitätsgarantie oder mit - aber dann als "Lockstoff". Andererseits aber auch Bezahlinhalte, weil sonst keine verlässliche Qualität produziert werden kann.

Ich arbeite heute ja auch schon so: kostenlose Blogpostings, die ich quasi zwischendurch mal so "raushauen" kann, kostenpflichtige Inhalte in der dotnetpro, weil da der Aufwand größer ist. Andere mögen mal nebenbei einen Artikel schreiben und kriegen ansonsten ein Gehalt. Bei mir ist das ja aber anders. Deshalb kann ich mir nicht erlauben, nur honorarfrei zu schreiben.

Und das sehe ich auch eigentlich bei anderen: Es gibt echt gute Leute, die auch schreiben würden (oder nur einen kleinen Anstoß bräuchten). Aber sie tun es nicht, weil sie damit kein Geld verdienen oder zumindest meinen, dass das nicht lukrativ genug sei. Sehr schade. So bleibt das Wissen in deren Köpfen oder kann nur - wenn überhaupt - teuer in Form von Seminaren angezapft werden.

-Ralf

Frank hat gesagt…

Bitte nicht falsch verstehen, mit "kostenlosem Material" meinte ich keine Tauschbörsen-Inhalte, sondern Foren, Blogs und frei zugängliche Artikel. Das Du und andere Autoren, Referenten und Berater Geld verdienen wollen und müssen, ist klar - als Entwickler arbeite ich auch nicht gern "für lau".

Ich meinte meinen Kommentar übrigens ausdrücklich als Ermutigung zu Deiner Bemerkung "einfach selbst ein Angebot aufzuziehen", weil ich glaube, dass da schon ein Markt ist. Würden sich ein paar Autoren aus dem Bereich zusammenfinden und so etwas unabhängig von einem Verlag aufziehen, warum sollte das nicht funktionieren?* Das Problem wird nur sein, 1. das Ganze wird niemanden von heute auf morgen "satt machen" - sondern wahrscheinlich erstmal Kosten und Aufwand bedeuten - und 2. die Macher natürlich in eine gewisse Konkurrenz-Situation zu den Verlagen - und damit potentiellen Auftraggebern - bringen.

*basicpro hat auch funktioniert ;-)