Wer den Erfahrungsaustausch sucht, interessante Leute aus der DACH-Entwicklergemeinde kennenlernen will oder etwas rund um .NET lernen will, der ist mit dem .NET Open Space Event gut bedient. Zum ersten Mal fand der am vergangenen Wochenende in Leipzig statt - und wird dort hoffentlich auch in Zukunft seine Heimat haben. Ich freue mich jedenfalls schon auf den nächsten.
Anders als bei den üblichen Entwicklerkonferenzen, wo ein Content Management die Themen und Referenten plant, organisiert sich ein Open Space Event selbst. Die Agenda ist offen, nur das Oberthema - hier: .NET - steht fest, damit sich grundsätzlich Gleichgesinnte zusammenfinden.
Und dann gehts los! Sind die Gleichgesinnten "auf einem Haufen", hat jeder die Möglichkeit, ein Thema vorzuschlagen, über das er gern sprechen möchte. Dabei ist es egal, ob er oder sie kompetent zum Thema ist oder nicht. So habe ich z.B. am 2. Tage das Thema "Funktionale Programmierung" vorgeschlagen, ohne Experte darin zu sein. Mich hat einfach der Meinungsaustausch gereizt und vielleicht die eine oder andere Meinung eines unter den Gleichgesinnten anwesenden Experten. Dass dann da keiner war, sondern wir eher alle nur Einäugige oder Blinde, hat dem Erfolg jedoch keinen Abbruch getan.
Stefan Lieser leitet die Themenfindung. Foto: Kurt Häusler.
Wenn ein Thema genügend Interessenten findet, finden die sich bei einem Open Space Event in einem von den Organisatoren bereitgestellten Raum zusammen und diskutieren einfach. Das war´s. Keine weiteren Vorgaben, keine Verpflichtungen, kein großes Regelwerk.
Interesse an einem Thema und Lust auf Gespräch in einer mehr oder weniger großen Runde, das ist alles. So waren die Runden manchmal klein (wie beim Thema Parallelverarbeitung, wo wir zu knapp zehnt waren), ein andermal groß (wie beim Thema Testen, an dem alle knapp 90 Teilnehmer mitdiskutiert haben).
Bei großer Teilnehmerzahl und vielen Meinungen kann der Austausch durch einen "Fishbowl" moderiert werden. Drei Diskutanten sitzen vorne und tauschen sich aus - bis sie durch Zuhörer, die etwas beitragen möchten, abgelöst werden. Foto: Kurt Häusler.
Zu jeder Zeit konnten max. 4 Themen gleichzeitig in Gruppen besprochen werden. Das hat manches Mal für Frust gesorgt, weil es mehr als ein interessantes Thema gab. Aber es war ok. Breit interessierende Themen wurden deshalb als "general session" alleinstehend behandelt, entweder in einem Raum oder in mehreren Gruppen.
Der Wert des .NET Open Space war für jeden Teilnehmer damit proportional zu seinem Engagement: Wer ein Thema dringend behandeln wollte, hat es für ein Gruppengespräch vorgeschlagen. Wer in einer Gruppe etwas fragen/sagen wollte, hat einfach den Mund aufgemacht. Es gab keinen Rückzug darauf, dass da ja ein Sprecher nur sein Wissen loswerden wollte, um anschließend in einer Speaker Lounge zu verschwinden. Jeder war Zuhörer und Sprecher gleichzeitig - wenn er/sie wollte. So ergab sich ganz natürlich ein intensives Networking, wie man es auf keiner üblichen Konferenz findet.
Networking at its best im Foyer des Veranstaltungsortes. Foto: Kurt Häusler.
Rundum also ein innovativer Event, der mir etwas gebracht hat. Ob der Technical Summit von Microsoft im November das auch leisten wird, weiß ich hingegen noch nicht. Manchmal ist weniger Aufwand eben mehr. Denn der .NET Open Space war bescheiden ausgestattet, da er keine weitläufigen Show Floor mit Ausstellerbuden oder Handouts oder Giveaways zu bieten hatte. Macht aber nichts. Alles war völlig ausreichend. Vor allem das Caterin mit süßen Sachen :-)
Das süße Catering war sehr verführerisch. Der schlanken Linie der Open Space Besucher wären ein paar mehr Gemüsesticks beim nächsten Mal zuträglicher ;-) Foto: Kurt Häusler.
Der .NET Open Space hat zum ersten Mal stattgefunden. Open Spaces als Eventformat sind aber nicht neu. In England und den USA hat die Alt.Net Gemeinde sie schon länger für sich entdeckt. Und anno 2001 hatte sogar Microsoft in Deutschland schon einmal einen Open Space im Anschluss an den Technical Summit veranstaltet. Damals aber nur offensichtlich wenig memorablem Erfolg, da ich keinen getroffen habe, der sich daran erinnern konnte. Nun, so haben manche Ideen eben ihre Zeit. Die für Open Spaces scheint nun endlich gekommen. Lange überfällig und deshalb gut so.
Gerade deshalb ist natürlich auch noch nicht alles perfekt gelaufen in Leipzig - wenn denn das überhaupt ein Kriterium ist. Die Themenfindung könnte schneller laufen und lief auch am zweiten Tag schon schneller. Ein wenig mehr "Moderation" könnte sein, damit auch "schwächere Stimmen" einmal Gehör finden oder Sessions nicht so einfach "ins Normale" abdriften. Denn wenn aus dem Gespräch ein - wenn auch wohlmeinender - Monolog wird, der Raum dunkel ist und mehr als eine Stunde Powerpoint den Takt angibt, dann... ja, dann ist der Abstand zum Üblichen zu gering. Dann verlagert sich das Gespräch wieder ins Zufällige und in die Pausen.
Doch das sind Kleinigkeiten. Unterm Strich hat mit der Event sehr gut gefallen. Ich habe auch ansonsten nur positive Stimmen gehört. Gratulation und Dank an das Event-Team Alexander Groß, Stefan Lieser, Torsten Weber!
Die Teilnehmer können es nicht lassen. Auch nach Stunden des Networkings während der Gruppendiskussionen setzen sie die Gespräche bei der Abendveranstaltung in einer gemütlichen Leipziger Kneipe fort. Foto: Kurt Häusler.
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