Na, schön, wenn alle von der Krise reden, dann frage ich mal, wie denn in Zeiten derselben gelernt werden soll? Oder ist Lernen in der Krise gar kein Thema. Ja, so mag es scheinen. Die Ausbildungsetats vieler Firmen sind dieser Tage sehr, sehr klein geworden. Das ist natürlich komplett kontraproduktiv. Genauso wie Entlassungen.
Die Krise kommt, die Leute gehen, das Wissen bleibt stehen. Hinterher ist man dann dümmer als Unternehmen.
Aber schon recht, so ganz ignorieren kann man die Krise auch nicht. Wie könnte also beides überein gebracht werden: das Arbeiten und das Lernen. Insbesondere, wenn es viel zu tun gibt beim Lernen.
Das Clean Code Developer (www.clean-code-developer.de) Wertesystem mit seinen Bausteinen ist da ein Modellfall, würde ich sagen. Da gibt es eine ganze Menge zu lernen. Nicht nur Technologie, wie es die meisten gewohnt sind, sondern vor allem neue Gewohnheiten, neues Denken stehen bei CCD auf dem Programm.
Eine erste Hilfestellung geben die Grade. Sie teilen die Bausteine in Häppchen ein, die man als Lernpillen besser schlucken kann. Wenn man dann aber mehr will, was dann? Wenn man schneller mit CCD starten will, was dann? Denn der selbstgeführte Weg durch die Bausteine – gerade wenn man ihn allein gehen will oder muss – ist steinig. Bau-steinig sozusagen ;-) Ob man WCF oder einen O/R Mapper richtig einsetzt, dazu bekommt man beim autodidaktischen Lernen recht gut Feedback von der Anwendung. Die funktioniert oder nicht, die ist schnell genug oder nicht.
Bei CCD ist es aber anders. Das Feedback ist nicht so klar. Der Code gibt nur schlecht Auskunft darüber, ob er änderbar ist. Metriken könnten befragt werden – aber die sind oft recht pauschal. Am Ende kann eigentlich nur Erfahrung Feedback geben. Für die braucht es aber entweder viel Zeit, um sie selbst zu gewinnen – oder einen Partner.
Insofern liegt die Frage nahe, wie es mit einer CCD-Ausbildung aussieht. Kann man schneller zu CCD-Erfahrung und neuen CCD-Gewohnheiten kommen, mit Hilfe von außen. Klar. Das CCD Camp beweist es. Das Feedback der Teilnehmer war und ist immer noch einhellig positiv.
Allerdings: Einige Projekte der Teilnehmer begleite ich und sehe, wie schwer es ist, selbst das, was man im Verlauf von 2 x 5 Tagen gelernt hat, unter Projektdruck einzusetzen. Der Druck presst es schnell raus aus dem Projekt und die Einschätzungen in Bezug auf die angemessene Anwendung der Bausteine ist noch nicht sicher.
So frage ich mich denn, wie kann Lernen noch effektiver sein? Lernen in Präsenz anderer, also nicht rein online, durch Buch und autodidaktisch, ist schon eine gute und wichtige Sache. Die Krise macht Chefs demgegenüber aber sehr sensibel. Solche Lernen in Präsenz führt dazu, dass Mitarbeiter nicht am Arbeitsplatz sind. 2 x 5 Tage scheinen da schnell zuviel. Und das verstehe ich durchaus auch.
Ich meine allerdings, dass die Lösung nicht lauten sollte, auf Lernen in Präsenz zu verzichten. Die Herausforderung muss vielmehr darin liegen, es geeignet aufzubereiten. Erfolge stellen sich nur beim Präsenzlernen wirklich schnell ein. Herausforderung 1: Sie müssen dann nur noch nachhaltiger gemacht werden. Herausforderung 2: Sie müssen in diesen Zeiten ohne massive Abwesenheit vom Arbeitsplatz erreichbar sein. Aber wie?
Inhouse Schulungen halte ich für keine Lösung. Sie holen den Mitarbeiter auch vom Arbeitsplatz weg – aber nicht richtig. Da kann keine wirklich fokussierte Lernatmosphäre entstehen. Die meisten sind mit einem Ohr immer am Telefon. Außerdem lernt man da nur mit den Kollegen. Der Blick über den Tellerrand ist gering und eingefahrene Verhältnisse behindern womöglich zusätzlich.
Also: Wie denn aber sonst? Ich bin überzeugt, dass es nötig und möglich ist, Lernen in Präsenz besser und attraktiver zu machen. Auch und gerade für all die, die sich in der Krise fühlen.
2 Kommentare:
Habe mir hier http://www.lieser-online.de/blog/?p=168 auch ein paar Gedanken dazu gemacht.
Hallo Ralf
Die von die geschilderten Gedanken gehen sicher vielen durch den Kopf doch ich denke gerade in der Krise ist know how und gerade Softwarequalität wichtiger denn je.
Wenn es schon schwer genug ist seine Software zu verkaufen, wieso sollte man sich das leben noch schwerer machen in dem man Anpassungen und Wartungen kosteninsiever werden lässt.
Viele Firmen fallen leider auf den Trugschluss rein dass Lernen kein Geld bringt.
Den Zeitdruck bei vielen Firmen kann man sich auch zu nutzen machen, in dem sich Entwickler sich noch mehr selbst Spezialisieren und als Folge auch mehr auf ihr Team vertrauen.
Natürlich bedeutet das auch loslassen. Z.bsp. manche Themen bewusst nicht mehr im Detail zu verfolgen (das fällt mir selbst immer noch sehr schwer).,
Als zweiten Faktor um den Lernfaktor noch mehr zu verstärken kann es auch helfen einen Atmosphäre zu schaffen in der Fehler gemacht werden dürfen und dennoch jeder danach strebt sich zu verbessern.
So kann auchmal ein Fehler der von einem Entwickler gemacht wurde 5 weiteren Entwicklern viel Zeit sparen.
Natürlich hat die heutige Zeit ihr Risiken, aber wer sich jetzt wirklich reinhängt, hat meiner Meinung nach die Chance gestärkt daraus hervorzugehe.
Deswegen lautet meine These Sotware- und Teamqualität nicht "trotz" sondern gerade "wegen" der Krise.
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