Mittwoch, 10. Juni 2009

Einsteigen, bitte - Level 1 der School of .NET

Stefan Lieser hat nun schon eine erste Skizze zu einem Curriculum für unsere School of .NET geliefert. Damit stimme ich überein:

Es geht um die Grundlagen der Objektorientierung (in C# oder auch VB): Erst wenn diese Grundlagen jenseits von "OOP hat mit Klassen zu tun" klar sind, ist zu erwarten, dass neuere Konzepte wie dynamische Programmiersprachen, funktionale Programmierung, Workflows, Aspektorientierung  in ihrer Andersartigkeit allen Vor/Nachteilen gewürdigt werden können.

Der einzelne Entwickler ist im Fokus, um auch in einer Umgebung, wo nicht alle Entwickler auf demselben Stand sind, schnellstmöglich Fortschritte am Arbeitsplatz erzielt werden können. Persönliche Grundfitness steht am Anfang, bevor es an echte Teamarbeit geht. Die CCD-Bausteine der ersten Graden - allen voran konsequentes automatisiertes Testen - geben hier den Takt an. Ziel ist - so könnte man sagen - eine Konditionierung im Hinblick auf Testautomatisierung: in der School of .NET wird es von der ersten Übung an keinen Code geben, der nicht mit einem Testrahmen ausgestattet ist.

Im Sinne eines Menschenbildes, das von schrittweiser Entwicklung des Bewusstseins zu immer höheren Ebenen ausgeht - nicht nur im Allgemeinen, sondern auch in Bezug auf Fachkompetenzen - steht am Anfang die Auseinandersetzung mit Code auf den kleinsten physischen Abstraktionsebenen: Methode, Klasse, Assembly und ansatzweise Komponente. Synchrone, 1- oder 2-Tier Software muss gemeistert werden, um fit zu sein für die nächste Stufe.

Hinzufügen möchte ich für Level 1 der School of .NET allerdings noch...

  • Grundlagen des .NET Framework wie z.B. Streams, Exceptions, Instrumetierung, Linq, Extension Methods, Iteratoren, UserControls und mehr,
  • Grundlagend des O/R Mappings, weil Datenbankzugriffe immer noch für viele Projekte ein Thema sind, das unnötig viel Aufwand macht

Damit haben wir, glaube ich, ein ordentliches Curriculum beieinander. Mancher mag sich dabei allerdings fragen, warum das eine oder andere Thema nicht darin auftaucht. Was ist mit WinForms oder ASP.NET MVC oder Silverlight? Was ist mit Security? Warum kein ADO.NET?

Die School of .NET hat nicht zum Ziel, Technologietraining zu sein. Über die technologischen Feinheiten von WinForms oder Security oder ADO.NET wird allerorten berichtet. Dazu kann man sich auch ein Spezialtraining suchen oder die Literatur studieren.

Mit dem Curriculum der School of .NET möchten wir uns vielmehr auf das konzentrieren, was zum einen bisher weniger Raum einnimmt in der Ausbildung oder was sich schlecht in Büchern vermitteln lässt. Das sind Grundlagen, Zusammenhänge, Konzepte und Prozesse. Beispiele:

  • Bei Streams und Exceptions geht es uns nicht so sehr um die APIs des .NET Framework, sondern um die Konzepte. Ein streambasierter Umgang mit Daten ist etwas anderes als ein blockorientierter oder ein objektorientierter. Exceptions sind leicht zu werden und zu fangen; darüber müssen wir auch nicht reden. Aber wo einsetzen, welche Alternativen gibt es für die Meldung von (unvorhergesehenen) Zuständen: das ist konzeptionell interessant, das hat Auswirkungen auf den Anwendungsentwurf.
  • WinForms und GDI+ Feinheiten sind nicht ohne. Aber darüber lässt sich allerorten lesen, das kann man leicht selbst ausprobieren. Der konzeptionelle Umgang mit UserControls jedoch, ihr Platz im Entwurf, das ist etwas anderes. Hier gibt es Nachholbedarf.
  • Auch O/R Mapping ist für uns kein Technologie- sondern ein Konzeptthema. Die School of .NET wird kein Produkttraining durchführen. O/R Mapping soll vielmehr im Sinne von Patterns zu Bewusstsein gebracht werden.

Wer also spezielle Technologien trainieren will, der soll in ein Technologietraining gehen. Wer Hype hören will, der soll eine "Das ist alles neu in VS 20xx und .NET y.z"-Veranstaltung besuchen. Die School of .NET widmet sich - soweit es bei ihrem Plattformfokus geht - "Überzeitlichem". Mit dem Curriculum wenden wir uns an die, die einen Einstieg in die Plattform ernst meinen bzw. endlich ihre im Tagesgeschäft gewonnenen Erfahrungen auf soliden Untergrund stellen wollen.

Ein- und Umsteiger sind die primäre Zielgruppe für Level 1 der School of .NET. Für die Übergangsphasen zwischen Projekten und bei Aufnahme einer Tätigkeit ist das Level 1 gedacht. Berufsbegleitung bedeutet Entlastung des Betriebes bei der Ausbildung und Ergänzung anderer Ausbildungen im Sinne einer plattformspezifischen Konkretisierung und Vertiefung.

Und was kommt danach? Nach Level 1 kommt Level 2. Klar :-) Da geht es dann um:

  • Fortgeschrittene Objektorientierung z.B. mit AOP und dynamischen Sprachen
  • Echte Komponentenorientierung und Softwarearchitektur
  • Asynchrone Programmierung - lokal und verteilt, also N-Tier Szenarien
  • Die höheren Grade des CCD-Wertesystems mit Bausteinen wie automatisierter Produktion, iterativem Vorgehen oder statischer Codeanalyse

Level 2 richtet sich an den Entwickler im Team. Denn nur Teams können Software entwickeln, die intern auch als Team organisiert ist. Organisation und Produkt können nur co-evoluieren. Die Gestaltung von Level 2 ist insofern eine Konsequenz aus Conway´s Law. Asynchronizität und gar Verteilung können wir nur in den Blick nehmen, wenn wir uns auch organisatorisch mit autonomen Entitäten, den Entwicklern im Team auseinandersetzen. Aber dazu später mal mehr...

Jetzt werden wir erstmal School of .NET Level 1 in ein Angebot gießen. Soll die Innovation mal mit einem ersten Schritt beginnen...

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