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Sonntag, 5. September 2010

Lesen heute für Softwareentwickler

Neulich wurde ich gefragt, ob das CCD-Wiki es ernst meine mit der Empfehlung, 6 Fachbücher pro Jahr zu lesen. Das sei doch wohl etwas viel verlangt.

image Hm… ist das wirklich viel, ja, zuviel verlangt von geplagten Softwareentwicklern? 6 Fachbücher lesen pro Jahr, also alle 2 Monate ein anderes. Oder wenn wir mal 400 Seiten pro Fachbuch annehmen, knapp 7 Seiten pro Tag lesen. Jahrein, jahraus… Das würde bei 2 Minuten Lesezeit, oder sagen wir 3, damit das Lesen gründlich ist, pro Tag 21 Minuten kosten, also immerhin 1,5% der Tageszeit und wackere 2,5% der Wachzeit.

Tja, wie sieht es aus? Sind 21 Minuten Fachbuchlektüre pro Werk-, Sonn- und Feiertag jahrein, jahraus zuviel verlangt? Dazu kommen ja noch andere Quellen, die wir auch empfehlen zu lesen. Blogartikel, Zeitschriftenartikel, Twitternachrichten… Wenn wir da mal annehmen, CCD würde empfehlen, pro Woche – horribile dictu! – auch noch 4 Fachartikel zu lesen… - Moment, ich rechne, 4 * 5 Seiten à 3 Minuten = 60 Minuten pro Woche oder knapp 9 Minuten pro Tag… - Wir wären am Ende bei 21 + 9 = 30 Minuten pro Wochentag jahrein, jahraus… Puh… Ist das nicht ein bisschen viel?

Das ist die Frage: Sind 6 Fachbücher und 208 Fachartikel pro Jahr zuviel für einen Softwareentwickler? Setzt das sein Zeitbudget unter inakzeptablen Stress? Bringt das seine Aufnahmefähigkeit an ihre Grenzen? 3% der Wachzeit hingegeben an Fachlektüre?

Meine persönliche kurze Antwort: Nein. Das ist natürlich nicht zuviel.

Das kostet weder zuviel Zeit, noch sollte es einen erwachsenen Menschen an sein Aufnahmelimit führen. Oder wenn, dann erwäge man ein Umsatteln auf den ehrenwerten Beruf des Bäckereifachverkäufers.

Und jetzt die lange Antwort:

Verantwortung

30 Minuten Fachlektüre pro Tag dürfen nicht zuviel sein. Denn jede Minute Fachlektüre ist eine Investition in die Erhaltung und sogar die Verbesserung der Vermittlungsfähigkeit. Angesichts von Entity Framework, Code Contracts, TPL, WF, Scrum, WPF, dynamische Typen, Rx, Fit, EBC, WCF, TDD, AppSpace, Complex Event Processing, Kanban und was der Technologien/Konzepte/Methoden noch mehr sein mag, angesichts dieses Sperrfeuers konstanter Neuerungen und Veränderungen sind 30 Minuten täglich ein Tropfen auf den heißen Stein, um auch nur annähernd uptodate zu bleiben.

Muss man denn aber uptodate bleiben? Ja, aus zwei Gründen:

Erstens sollte es jedem am Herzen liegen, seine Kompetenz hoch zu halten. Denn hohe Kompetenz bedeutet Freiheit. Wer kompetent ist, kann sich im Notfall oder auch ohne Not den Job aussuchen. Wer mit veraltetem Wissen auf seinem Sessel sitzt, der hat diese Freiheit nicht.

Das ist wie mit alten Leuten, die stolpern. Warum brechen die sich so leicht etwas? Weil sie keine “Freiheit” haben. Sie sind nicht mehr reaktionsschnell, sie haben keine elastischen Knochen mehr und sie haben wenig Kraft. Das Resultat ist ein ungebremster Fall, der direkt auf einen spröden Knochen trifft.

Dasselbe gilt für “eingerostete” Kompetenz. Statt eines gebrochenen Knochens, der in einigen Wochen wieder heilt, ist das Ergebnis hier jedoch schlimmer, weil es viel länger anhält. Die Unsicherheit nimmt zu, die Motivation nimmt ab, alles dauert länger, die Zahl der Konflikte mit anderen steigt, Veränderungen werden schwieriger. Bottom line: “Eingerostete” Kompetenz erzeugt Stress. Garantiert.

Zweitens ist die Erhaltung bzw. Vergrößerung eine Frage des Verantwortungsgefühls gegenüber Kunde und Arbeitgeber. Bezahlt wird für gute Arbeit. Und das bedeutet nicht nur, dass die Software irgendwie funktioniert. Das bedeutet auch, dass sie auf der Höhe der Zeit ist. Oder zumindest, dass der Entwickler weiß, was state-of-the-art ist, wenn er sich gegen eine Lösung auf der Höhe der Zeit entscheidet. Für etwas anderes würde ich als Kunde oder Arbeitgeber jedenfalls kein Geld ausgeben. Und ich denke, denselben Anspruch stellen Sie an einen Bauingenieur, Architekten, Elektrotechniker oder Landwirt.

Wer sich also nicht fit hält, der erfüllt den Anspruch an ihn nicht. 30 Minuten Lektüre pro Tag – die selbstverständlich in der Arbeitszeit liegen – sollten also nicht auf Widersprich stoßen.

Anspruch

Zähneknirschend mögen Sie sich nun in die Lektür schicken. Bei allem Verantwortungsgefühl erscheinen Ihnen die knapp 3400 Seiten pro Jahr “Zwangslesen” aber immer noch enorm.

Dazu kann ich nur sagen: Sehen Sie das Lesen nicht so eng.

image Sie mögen noch “Großvaters Anspruch” ans Lesen im Kopf haben. Zu dem gehört, dass jedes Buch ganz gelesen werden muss, dass man ein Buch zur Zeit liest, dass man ein Buch fertig liest und erst dann das nächste anfängt.

Vergessen Sie diesen Anspruch. Er gehört wie Großvater einer vergangenen Epoche an. Er ist entstanden in einer Mangelsituation. Früher gab es einfach nicht soviel zu lesen. Und Lesestoff war vergleichsweise teuer.

Heute haben wir Fachlektüre im Überfluss und zu kleinen Preisen. (6 * 35 EUR = 210 EUR/Jahr für Fachbücher – wenn Sie die denn selbst bezahlen müssen – halte ich für nicht viel Geld angesichts dessen, was auf dem Spiel steht: ihr Gehalt bzw. ihre Gehaltserhöhung. Kosten für Artikel setze ich mal gar nicht an. Davon gibt es soviele kostenlos im Internet; aber selbst wenn Sie noch das eine oder andere Zeitschriftenabo haben sollten, ändert sich die Größenordnung der Fachlektüreausgaben nicht.) Also können und sollen wir anders mit ihr umgehen.

Hier einige Tipps, nach denen ich lese:

  • Lesen Sie, was Sie interessiert. Versuchen Sie nicht, überall uptodate zu sein. Fokussieren Sie sich besonders auf 2-3 Schwerpunkte, die Sie besonders mögen. Aber lesen Sie auch sonst, was Ihr Interesse weckt.
    Und lassen Sie soweit es geht aus, was Sie langweilt. Denn nur bei hoher Lesemotivation nützt das Lesen etwas. Außerdem geht es dann schneller.
    Glauben Sie übrigens nicht, dass Sie auf diese selektive Leseweise etwas Wichtiges verpassen. Was wirklich, wirklich wichtig ist, kommt wieder und drängt sich früher oder später auch in Ihren Interessenshorizont.
  • Lesen Sie soweit es Sie interessiert, soweit Sie mitkommen. Zwingen Sie sich nicht, einen Artikel oder ein Buch zuende zu lesen. Geben Sie dem Text eine Chance, halten Sie durchaus auch einen Moment aus, wenn es mal zäh wird – aber prügeln Sie sich nichts rein. Brechen Sie also Lektüre guten Gewissens ab. Vielleicht kommen Sie später wieder zurück und lesen weiter. Vielleicht aber auch nicht. Manche Themen müssen sich in Ihnen erst entwickeln. “Ist der Schüler bereit, kommt der Lehrer” heißt es.
  • Lesen Sie quer. Springen Sie im Text. Verschaffen Sie sich einen Überblick (Inhaltsverzeichnis, Bilder, Überschriften) und lesen Sie dann, was Sie anzieht. Lesen Sie in der Mitte oder am Ende. Oder von allem ein bisschen.
  • Lesen Sie mehrere Fachbücher parallel. 50 Seiten in einem, dann 100 Seiten im anderen, dann wieder 70 Seiten im ersten, 150 Seiten in einem Dritten. Wie es Ihnen Spaß macht. Die Lektüre kann sich gegenseitig befruchten. Und Sie gewinnen Inkubationszeit: Nach 50 Seiten im ersten Buch mögen Sie erstmal genug haben. Das Thema muss sich bei Ihnen setzen. Schieben Sie es in den Hinterkopf und fangen Sie etwas Neues an. Später hat sich das erste Thema in Ihnen weiterentwickelt, dann lesen Sie ab Seite 51 weiter.
  • Verfolgen Sie viele Quellen (Blogs, Zeitschriften, Fachbücher), aber lesen Sie nicht alles. Vertrauen Sie auf Ihr Unterbewusstsein, dass es aus dem Informationsstrom für Sie Relevantes hervorhebt. Lassen Sie sich von Themen “anspringen”. Blättern Sie durch und verweilen Sie, wo es Sie hält.
  • Haben Sie nicht den Anspruch, alles, was Sie lesen, auch auszuprobieren. Tun Sie das, wenn es Ihnen wirklich wichtig erscheint oder Spaß verheißt. Ansonsten lassen Sie es sein und beobachten ggf. das Thema weiter.

Wenn Sie sich ein Thema konkret “draufschaffen” wollen, müssen Sie Ihren Modus natürlich etwas verändern. Um jedoch uptodate zu bleiben, reicht der hinter diesen Tipps stehende Anspruch: Lesen Sie selektiv. Hoffen Sie nicht auf das eine Buch, das es bringt. Surfen Sie die Welle des Überflusses.

Texte durcharbeiten, sich an ihnen abarbeiten, sie bis ins Letzte zu verstehen… das war gestern. (Nein, das kann natürlich auch heute noch sein. Aber solche Texte sind relativ selten. Setzen Sie stattdessen darauf, dass am Ende mehrere Texte zu einem Thema Ihnen den Durchblick mit weniger Mühe verschaffen, den Sie sich früher mit dem “Studium” eines Textes hätten mühsam erarbeiten müssen. Sie haben heute den Vorteil, Themen von vielen Autoren beleuchtet sehen zu können, wo früher der Quellenmangel sie auf einen festgenagelt hat.)

Was denken Sie nun? Ist die CCD-Forderung von 6 Fachbüchern pro Jahr wirklich so gewaltig? Oder sah sie nur so groß aus, weil Sie sie im Lichte eines veralteten Leseanspruchs verstanden haben?

Ich hoffe, Sie können nun entspannt(er) denken: “Alles halb so schlimm.” Und vor allem: “Das Lesen bringt mich weiter. Ich übernehme damit Verantwortung für meine Kompetenz. Es macht mich zu einem besseren Softwareentwickler. Und besser zu werden, das macht auch Spaß.”

25 Kommentare:

Steven Weiß hat gesagt…

Eine andere Möglichkeit effektiver zu Lesen ist einen Improved Reading Kurs zu besuchen. Man lernt dort verschiedene Techniken um die Lesegeschwindigkeit zu steigern. Allerdings liest man Fachbücher automatisch langsamer, weil man sich im Gegensatz zu normaler Literatur nicht von den Worten "berieseln" lassen kann. Eine Verdopplung der Lesegeschwindigkeit (wie sie angepriesen wird) gilt also nicht für Fachliteratur. Schwierige Passagen oder Neues sollte man langsamer lesen, Bekanntes schneller oder man überspringt es. Trotzdem ist das aus meiner Sicht eine absolut empfehlenswerte Maßnahme.

Gruß Steven

JCN hat gesagt…

Lesen nimmt tatsächlich viel Zeit in Anspruch. Was mir im Artikel ein wenig fehlt ist, wie man dem Lesen genug Priorität beimisst, so dass man zum Lesen kommt. Wer den ganzen Tag Methoden hackt und Legacy Code reinigt, der hat abends vielleicht keine Lust mehr sich ein Buch zu packen - der lässt sich vielleicht eher bei ner DVD oder vom TV berieseln.

Daher wäre für mich eher die Frage: Wie erklär ich (als Angestellter) es meinem Chef? Denn auch der Chef sollte einsehen dass eine Weiterbildung auf eigene Faust der Firma mehr als nützt.

Der Chef ist sicher offen dafür, wenns darum geht Bücher anzuschaffen, aber ist er dann auch bereit Arbeitszeit abzudrücken, in denen der Entwickler liest?

Ich habe auch hierfür einen Vorschlag: Sollte der Chef nicht einsehen, warum man sich _während_ der regulären Arbeitszeit weiterbilden möchte: Einen Buchclub gründen. Man schnappt sich ein Buch, lässt den Chef ein paar Kopien anschaffen und bespricht dann regelmäßig das Ergebnis. Jeden Montag morgen kann man dann geruhsam anfangen zu lesen, anstatt gleich Storypunkte zu schaufeln.

Dadurch erhalten alle Entwickler die selbe Weiterbildungsmaßnahme.
Man vereinbart Kapitel die einzelne Entwickler lesen und dann beim wöchentlichen Buchclub zusammenfasst und den anderen präsentiert.

Rainer Hilmer hat gesagt…

Etwas zu lesen und etwas zu verstehen sind zwei verschiedene Dinge! Wenn ich nur lesen will, komme ich mit 2-3 Minuten pro Seite wohl aus (habe es noch nicht gestoppt). Wenn ich eine Materie aber verstehen will, und darum geht es hier doch, dann können aus 2 Minuten schnell mehrere Stunden werden! Aus Beispielcode mache ich zuweilen ein Miniprojekt, tippe ab, seziere, analysiere, modifiziere, dokumentiere, damit ich am Ende auch mit Sicherheit weiß dass ich jede Zeile Code verstanden habe.
Vielleicht funktioniert mein Gehirn ja nicht so gut wie das des durchschnittlichen Software-Entwicklers, aber ich kann mir nun einmal nichts merken wenn ich Fachbücher/Fachartikel einfach nur herunterlese wie Beletristik.

Unknown hat gesagt…

Ich sehe das genauso wie Rainer. Ich bin nicht in der Lage für eine Seite 3 Minuten Zeit zu kalkulieren. Lese-Zeit schon, aber Verständnis-Zeit eher unmachbar. Wenn ich mir für ein Kapitel Zeit nehme, können daraus schon mal mehrere Stunden werden, ehe ich durch eine neue Thematik durchgestiegen bin und verinnerlicht habe. Nichtsdestotrotz stehe ich unbedingt mit deiner Meinung Ralf zu 100% überein. Jeder sollte seine Fähigkeiten /Kompetenzen stets am Laufen halten und unbedingt verbessern. Gerade Heute, wo die Zeit scheinbar schneller läuft...

Ralf Westphal - One Man Think Tank hat gesagt…

@Steven: Ich finde nicht, dass ich Fachbücher automatisch langsamer lese. Im Gegenteil. Ich lese Fachbücher schneller als Sachbücher und die schneller als Belletristik.

Warum? Bei Belletristik ist für mich alles neu. Ich kenne eine Geschichte ja nicht. Bei Sachbüchern (je nach Thema) ist weniger neu. Bei Fachbüchern schließlich ist die Differenz zu dem, was ich schon weiß, meistens am geringsten.

Außerdem kann ich bei Sach- und Fachbüchern eher überspringen. Bei einer Geschichte brauche ich jede Seite, sonst fehlt mir schnell was. Bei Sach-/Fachbüchern ist das eher anders. Nicht immer, aber häufig.

An Lesegeschwindigkeitssteigerungstechniken habe ich mich auch versucht. Speed Reading, Photoreading... Mir persönlich hat das wenig gebracht. Ich bin mir zwar meines Lesens bewusster geworden, was auch ne gute Sache ist. Am Ende jedoch hat sich durch diese Techniken relativ wenig verändert.

Viel hat sich hingegen verändert durch 1. mehr lesen und 2. mehr Erfahrung gewinnen, 3. selektiver lesen. Also mit voranschreitendem Alter bin ich schneller geworden.

Ralf Westphal - One Man Think Tank hat gesagt…

@Rainer: Ich denke, ich weiß, was du meinst und kann daher nicken: Lesen und Verstehen sind schon zwei Dinge.

Aber andererseits: lesen ohne zu verstehen geht auch irgendwie nicht, oder?

Daher sollten wir vielleicht doch Lesen und Verstehen irgendwie trennen.

Verstehen, wirklich verstehen ist halt mehr. Da steckt nachdenken, aneignen, ausprobieren und mehr drin.

Wenn nun Lesen und Verstehen aber zweierlei sind, dann ist die Frage, worüber ich geschrieben habe :-) Und da kann ich sagen: Ich habe übers Lesen geschrieben. Ich habe nicht über Fortbildung im Allgemeinen, ein Studium, Spike Solutions, Experimente geschrieben, sondern nur übers Lesen (bei dem man natürlich eben schon auch (grob) verstehen sollte, worum es geht).

Und da bleibe ich dabei: Eine Seite "nur" lesen dauert 2-3 Minuten. Noch schneller geht es mit Seiten, die man nicht liest :-)

Was danach kommt... das hängt vom Lesestoff ab und ist einer getrennten Betrachtung wert.

Mein Punkt ist: Beim Lesen nicht auch gleich tief verstehen wollen. Und nicht immer alles tief verstehen wollen. Das ist Großvaters Lesemodus. Damit kommen wir heute nicht weit.

Rainer Hilmer hat gesagt…

@Ralf: Wie ich sehe sind wir in unseren Meinungen a gar nicht so weit auseinander. Du schreibst, "lesen ohne zu verstehen geht nicht". Das Problem an der Sache ist der Abstraktionsgrad. Beletristik st (oder besser: sollte) so geschrieben sein dass sich automatisch Bilder im Kopf formen. Im Gehirn entsteht ein Film. So wird aus Text ein quasi visuelles Erlebnis. Tehnische Sachbücher wie z.B. über Maschinen befassen sich mit materiellen Dingen. Auch hier kann der Leser im Kopf ein Bild von mechanischen Abläufen formen. Das Thema Software-Entwicklung ist dagegen vollkommen abstrakt (mal abgesehen vom UI-Design); es entstehen nur selten Bilder. Hin und wieder sehe ich Informationsblitze von einer Komponente zur anderen fließen, aber das ist eher selten. Naja, was ich damit sagen will, ist: Die Weise wie sich Verständnis entwickelt, ist je nach Art der Literatur verschieden. Bei Beletristik ist es vielleicht sogar besser wenn ich gar nicht über das gelesene nachdenke. Das würde den "Film im Kopf" zerstören. Bei Literatur aus unserem Fachbereich geht es ohne Nachdenken und nachhaken nicht - jedenfalls nicht beim mir. Aus Zeitdruck mußte ich mal einen dicken Wälzer durchlesen. Der Effekt: Bis zur Prüfung konnte ich einiges Wissen hinüber retten, aber danach...
Ein grobes Verständnis kann schon nützlich sein. Hauptsache ich weiß erst einmal was es so gibt (EBC, Rx, WPF, WCF usw). Wenn ich dann eines Tages vor einer konkreten Anforderung stehe, kann ich dann immer noch in die Tiefe gehen. Allerdings, warum sollte ich mir dann überhaupt allerlei Fachbücher zulegen und lesen (evtl quer)?
1. Niemand kann sich diese Flut an Informationen merken. Man ertrinkt regelrecht darin.
2. Wenn ich später einmal eine konkrete Technologie einsetzen will, ist das was ich vielleicht vor einem Jahr darüber gelesen habe, schon wieder veraltet! Ich glaube es gibt keine weitere Branche, in der sich Technologien so schnell verändern, wie in der Software-Entwicklung.

Ralf Westphal - One Man Think Tank hat gesagt…

@JCN: Wenn der Chef fragt, "Warum lesen Sie hier?", dann würd ich es mal drauf ankommen lassen. "Das gehört zu meiner Arbeit für Sie wie das Tippen von Code."

Wenn der das nicht versteht und verbietet, am Arbeitsplatz zu lesen... Nun, dann ist das eine deutliche Sprache. Dann ist es vielleicht Zeit, sich woanders umzusehen.

Ein Buchclub ist aber auch ne coole Idee. Dann kommt zum Lesen noch der Austausch hinzu.

Ralf Westphal - One Man Think Tank hat gesagt…

@Rainer: Und da sind wir beim großen Missverständnis: Es geht beim Lesen eben nicht (!) ums Merken.

Versuch nicht, dir das, was du liest, nur weil du liest, auch zu merken. Das kann keiner.

Es geht zunächst um Überblick. Es geht um Scannen. Denn nur so kannst du überhaupt feststellen, was sich am Ende zu merken lohnt.

Es geht quasi um Parallelverarbeitung, es geht um Durchsatz.

Und erst am Ende, da bleibt was hängen, wo du denkst: "Ok, das schaue ich mir näher an."

Impulse und Bewusstsein und Motivation. Und dafür reicht es, wenn du vieles (nicht alles!) "runterliest wie Belletristik".

Beim viel Lesen (und schnell lesen) entstehen dann Muster. Und wenn du in den Mustern Häufungen siehst, dann hast du etwas gefunden, wo du vertiefen kannst, wo du mir "Merken" rangehen kannst.

APo hat gesagt…

Ich denke, dass es auch nicht unbedingt genau 6 Bücher sein müssen.


Es geht eben einzig und alleine um den Überblick und die Fortbildung.

Wer rastet der rostet...


Ein WebCast kann eben so wertlos wie ein Buch sein und ich kann nebenbei mein Mittagessen rein ziehen :)

P.S. wenn der Chef meckert einfach grinsen, weiter essen und weiter schauen :)

Sollte da kein Verständnis für da sein, sollte man sich wirklich mal nach was anderem umschauen.

Ralf Westphal - One Man Think Tank hat gesagt…

@APo: Natürlich geht es nicht um genau 6 Fachbücher. Es geht aber sehr wohl um deutlich mehr als 1 pro Jahr.

"Wer rastet, der rostet" gilt nämlich auch fürs Lesen. Wer viel liest, dem fällt lesen leicht. Wer hingegen nur selten ein Fachbuch anschaut, wer vor allem von dem meint leben zu können, was er dermaleinst in der Ausbildung gelesen hat (weil er musste)... dem wird lesen immer wieder und weiterhin schwer fallen.

Das ist eine sich positiv oder negativ verstärkende Haltung.

Und dann kommen beim Wenigleser Rationalisierungen auf, um sein Verhalten zu erklären/rechtfertigen. "Ach, soviel lesen ist gar nicht gut. Wer braucht das schon? Verwirrt alles nur." oder "Dafür hab ich einfach keine Zeit. Anderes ist wichtiger." oder "Der Chef erlaubt es nicht im Dienst und Abends muss ich auch mal was anderes sehen."

Wer mit einem Gefühl der Last ans Lesen geht, der macht sich selbst das Leben und Lesen schwer. Und behindert damit nachhaltig seine professionelle Entwicklung - ja, auch in Richtung auf mehr Gehalt. Denn die Zeiten, da man fürs lange Aushalten in einer Firma auch mehr Gehalt bekam, die sind vorbei (außer vielleicht in Bürokratien wie Siemens oder Behörden.)

Die Realität ist: jeder Arbeitsplatz ist heute prekär. Und wer das nicht erkennt und in einer Weise handelt, die ihn letztlich unabhängig macht von dem einen Platz, auf der er sitzt, der handelt, hm, fahrlässig.

Klar, am Ende muss niemand heute mehr verhungern oder in klammen, dunklen Wohnungen hausen. Aber ein selbstbestimmtes Leben sieht anders aus, oder? Da ist mehr drin als nur kein Hunger und keinen Durst leiden zu müssen. Immobilien und Urlaube und das Auto und die 4-köpfige Familie zahlen sich nicht von allein.

Das alles zu erhalten, schafft Lesen natürlich nicht allein. Aber es ist das Fundament, auf dem alles aufbaut. Denn ohne konsequentes Lesen gibt es kaum Futter, damit man wachsen kann.

Komplex macht die Situation, dass fehlendes Wachstum so lange unentdeckt bleibt. Und am Ende, nach 5 oder 10 Jahren ohne Wachstum in einer Firma, der das egal war... da ist man dann uninteressant für den Markt, wenn es drauf ankommt.

Habe grad solche Entwickler gesehen. Die haben ein gemütliches Leben bei ihrem Arbeitgeber. Basteln an der Software in den Rahmen einer rigiden Architektur. Das funktioniert. Aber darüber hinaus... wissen sie nicht mal mehr, wie man einen Dateizugriff macht. Dafür muss in einer Code Kata erstmal ein Spike gebastelt werden.

So sieht "schwere Vermittelbarkeit" aus. Einen solchen Entwickler würde ich nicht einstellen.

Unknown hat gesagt…

Ich teile die Grundaufforderung: "Versuche Up-To-Date zu sein!"
Also zu gucken, was es Neues in der Softwarewelt gibt.

Aber ob das jetzt ca. 6 Fachbücher pro Jahr sein sollen?
Wie ja auch schon erwähnt wurde, findet man auch sehr viel Material im Internet.

Wie du, Ralf, richtig geschrieben hast, gibt es auch nicht DAS Thema, was für jeden Entwickler wichtig ist. Hier spielt ja auch das eigene Interesse eine Rolle.

Mit dem Lesen halte ich es auch eher wie Rainer Hilmer.
Wenn ich mir ein Fachbuch hernehme (oder irgendeinen Fachartikel im Internet gefunden habe, der mich interessiert), dann habe ich ja eine gewisse Intention, weshalb ich mir das Buch/den Artikel durchlese.
Ich möchte mich mit der Materie vertraut machen. Und da hilft mir flüchtiges Lesen/Überfliegen nicht wirklich.

Letzteres mache ich nur dann, wenn ich z.B. bei Google was gesucht habe und ich erstmal wissen will, ob der entsprechende Artikel auch das beinhaltet, was ich gesucht habe. Ist es vom Thema her der richtige Artikel, lese ich ihn auch richtig und nicht nur flüchtig. ;-)

mfg

Christian

Ralf Westphal - One Man Think Tank hat gesagt…

@ChinaFan: Warum überhaupt Bücher lesen (ob 1, 2, 6 oder 60 pro Jahr)?

Weil Bücher Themen anders aufbereiten. Wer immer nur im Internet liest (und damit meine ich nicht Bücher im Internet), der liest immer nur kleine Happen.

Das ist auch schön. Aber ein Zusammenhang und Tiefe stellen sich so schwerer ein.

Bücher sind zu bestimmten Themen also erstmal die zeitsparenderen Medien. Dort findet sich an einem Ort zusammengefasst, was wichtig ist.

Dann haben sich Autoren Gedanken über die Reihenfolge der Darbietung gemacht. Wer im Internet zu einem Thema googlet, der bekommt Inhalte ohne didaktische Sinnhaftigkeit geliefert. Man macht es sich also schwerer als nötig, wenn man autodidaktisch mit Google in so manches Thema einsteigen will.

Und schließlich: Manche Themen werden überhaupt nur vernünftig/genießbar in Büchern behandelt. Ich greife in meinem Büchestapel auf dem Nachttisch und ziehe beispielhaft heraus "The Principles of Product Developement - Flow - Second Generation Lean Product Development" von Donald Reinertsen. Das Thema gibt es so nicht in Blogs zu lesen. Oder ein anderes Buch aus meinem Stapel: "Facts and Fallacies of Software Engineering" von Glass. Den Inhalt findet man auch nicht im Web.

Also: Hip sein und im Internet stöbern, ist ne gute Sache. Muss man können. Wichtige Informationsquelle. Aber man glaube nicht, dass es damit getan sei. Bücher bleiben wichtig - egal, ob man die in die Hand nehmen kann oder ob es PDFs sind.

Anonym hat gesagt…

Ich sehe keinen Sinn darin, Fachbücher mit einer Geschwindigkeit von einer Seite je 3 Minuten zu lesen, ohne das Gelesene auch zu verstehen.

Wenn ich nur einen Überblick haben will, was es an neuen Technologien gibt, reichen auch die Kurzmeldungen auf den Webseiten von dotnetpro oder dotnet Magazin. Erst wenn ein konkretes Problem auftritt, macht es für mich Sinn, sich mit einer Technologie eingehender zu beschäftigen und ein Fachbuch darüber zu lesen. Dann aber auch gründlich.

Ralf Westphal - One Man Think Tank hat gesagt…

@Anonym: Das ist genau der Punkt, worum es uns geht: Es reicht eben nicht darauf zu warten, dass irgendwas so dringend wird, dass man sich dringend damit befassen muss.

Es geht um proaktives Lernen. Das ist wie mit der Prophylaxe in der Gesundheit. Nicht warten, bis das Loch im Zahn ist und schmerzt, sondern alle 6+ Monate zum Zahnarzt gehen.

Aber ich will einsehen: Auch mit der Prophylaxe haben die Leute ja ihre Probleme. Da wird es bei der Fachliteratur nicht einfacher.

Proaktives lesen, über das unmittelbar Relevante hinaus lesen. Nur so kann Innovation auch entstehen. Wer nur liest, was ihm an Problemen vor die Füße fällt, hechelt ewig hinterher. Ist auch ein Modus... aber ist der erstrebenswert? Naja, ist halt minimaler Energieaufwand. Wie weit man in 30 Jahren Berufsleben in dieser Branche damit kommt, wird sich zeigen.

Aber egal. Am Ende will ich niemanden bekehren. Jeder soll lesend oder nicht lesend nach seiner Facon glücklich werden.

Anonym hat gesagt…

-Schlafen
-Arbeiten
-Kindererziehung
-Essen
-Essen zubereiten (mögichst gesundes=zeitaufwendiges)
-Sport
-Zähneputzen
-Anziehen
-sauber machen
-häufiger mal Auto stehen lassen
-irgendwann auch mal abschalten/soziale kontake pflegen
usw.

Es gibt jeden Tag viele Punkte, bei denen irgendwer sagt, dass man dafür mehr Zeit aufwenden sollte.

Wenn man das alles so machen würde, wie es optimal wäre, dann bräuchte der Tag mindestens 30h. ^^

Dennis Bischof hat gesagt…

Ich lese zwar Daheim sehr viel aber ich werde jetzt in meine Take Down Phase das Lesen eines Buchs hinzufügen.

20 Minuten täglich um den Arbeitstag abzuschließen. Bin gespannt wie lange es dauert um es zum Ritual werden zu lassen.

Ich bin der Meinung, dass weiterbildung sehr wichtig ist aber ich kann Beruf und weiterbilung nur schwer miteinander verbinden. Darum finden meine weiterbilungsmaßnahmen außerhalb der Arbeitszeit statt.

Unknown hat gesagt…

@Ralf:
Klar haben Bücher eine besondere Qualität.
Aber ich kaufe mir, ehrlich gesagt, nur dann ein Buch, wenn mich eine Thematik tiefergehend interessiert.
Z.B. würde mich das Buch "The Principles of Product Developement - Flow - Second Generation Lean Product Development" vom Titel her nicht ansprechen und würde es mir auch nicht kaufen.
"Facts and Fallacies of Software Engineering" klingt schon interessanter, aber ob ich mir das kaufen würde? Es kommt dann wieder auf den Inhalt drauf an.

Wer nur liest, was ihm an Problemen vor die Füße fällt, hechelt ewig hinterher. Ist auch ein Modus... aber ist der erstrebenswert?

Kommt drauf an. Ist das YAGNI-Prinzip schlecht? ;-)
Ich muss mich ja nicht tiefgreifend mit Dingen auskennen, die ich voraussichtlich gar nicht benötigen werde (oder die mich nicht interessieren).
Hier reicht es für mich zu wissen, was es da für Möglichkeiten gibt, bis ich mal damit konfrontiert werde.

Ja, man könnte das tatsächlich als Energiesparmodus bzw. als Fokussierung bezeichnen.

Das bedeutet auch, nicht gleich jedem Trend/Hype nachzurennen. Da muss man auch unterscheiden.

Ralf Westphal - One Man Think Tank hat gesagt…

@Dennis: Sehr schön: eine Take Down (oder Wind Down) Phase am Tagesende. Oder morgens als Ritual eine Wind Up Phase. Frisch in den Tag mit neuem Input.

Wer solche Veränderungen im Leben vornehmen mag, der kann sich ja mal dieses Tool ansehen: http://edison.thinktrylearn.com. Ich erlebe es als hilfreich, alles mögliche im Leben als "Experiment" zu sehen und bewusst zu verfolgen. edison ist ein kleine, einfache Plattform, die dabei hilft.

Ralf Westphal - One Man Think Tank hat gesagt…

@ChinaFan: Niemand muss die Bücher lesen, die ich interessant finde. Niemand soll jedem Hype hinterherlaufen. Niemand soll möglichst viel lesen.

Das sind doch alles Selbstverständlichkeiten.

Nicht selbstverständlich ist aber, dass man eben nicht alles, was man liest auch "studieren" muss. Gründlichkeit ist nur eine Tugend von vielen. Es gibt andere. Überblick haben, Vorausschau, das sind weitere Tugenden.

CCD geht es darum, diese Tugenden ins Bewusstsein zu heben. Dabei hilft konstantes lesen. Und dabei hilft eben, Bücher zu lesen. Und lesen, ohne grad eine Lösung finden zu müssen.

Lösungsgetriebenes Lesen ist sinnvoll. Aber es ist kein Lesen im Sinne von Bildung. Bildung ist mehr als Problemlösen. Bildung ist grundlegender, breiter, allgegenwärtig. Bildung ist nicht fokussiert auf (unmittelbaren) Zweck.

Deshalb bin ich auch für ein Studium Generale für Softwareentwickler. Der Gedanke, Fachinformatikerlehrlinge auch mit Religion und BWL zu traktieren, ist also nicht ganz falsch. Nur sollte darüber eine gute Ausbildung in Softwareentwicklung nicht vergessen werden.

Steven Weiß hat gesagt…

@Ralf: interessant zu hören, dass es bei dir anders rum ist. Für mich sind Romane eingängiger, da kann ich schnell drüberlesen und verstehe den Sinn sofort. In einem Fachbuch muss ich aufmerksamer lesen, besonders wenn dann auch noch Code-Beispiele gezeigt werden. Was auch eine große Rolle spielt, ist dass die meisten Fachbücher englisch sind wohingegen ich Romane normalerweise in Deutsch kaufe.

Christina hat gesagt…

Hallo Ralf,

ich danke dir für das Thema und dafür, dass du dir so viel Zeit nimmst, um die Kommentare zu beantworten.
Ich bin felsenfest überzeugt, dass wir Software-Leute ohne Bücher nirgendwo ankommen würden: ich habe mir letzten Monat 1 Kriminalroman + 4 Fachbücher + 1 Paar Schuhe gekauft. So ungefähr stehen meine Prioritäten, wenn es um Fachbücher geht (und ihr sieht, ich stelle sogar Schuhe zurück ;) !).

Das Gefühl dabei, wenn ich bei Amazon auf "Bestellen" klicke, ist: ich habe gerade in meine Rente investiert.
Was das wirklich Verstehen betrifft: dafür schreibe ich in mein Blog. Wenn ich ein Artikel über etwas schreiben will, dann überlege ich Tage lang, wie ich es schreiben soll, ich lasse es setzen und/oder mache ein Spike. Aber als erstes steht da immer ein Buch in Vordergrund (und zwar gedruckt, nicht am Bildschirm)

Was die Verantwortung gegenüber unsere Arbeitgeber/Kunden betrifft, ist mir noch immer ein Rätsel, warum das so vielen Entwickler komplett fehlt?? Aber wie du auch sagst: diese Leute werden zu "schwer Vermittelbar".

Noch ein Tipp zum Zeitpunkt des Lesens: ich fahre jeden Tag 2x20 Minuten S-Bahn und da lese ich. Ich habe auch Freunde, die aus Augsburg nach München pendeln, und sie würden es für nichts missen, weil diese Fahrten nämlich unsere Lesezeit sind. Da kann nichts dazwischen kommen, man muss nicht putzen, Kinder erziehen, was weiß ich was tun, die Zeit ist ausschließlich für mich und mein Buch reserviert.

Christina

martin hat gesagt…

Also ich habe bis dato eigentlich auch recht häufig interessante Themen nur über das Internet verfolgt. Diverse Blogs, Artikel, was halt so alles bei Google zu finden ist ;-)

Allerdings bin ich dabei auch über einen Blog gestolpert, der diverse Buchempfehlungen hatte, die ich schon woanders öfter gesehen habe.

Also dachte ich mir - hey, kaufst dir einfach mal zwei der Bücher und schaust ob sie es wirklich Wert sind. Und ich muss sagen, ich wurde nicht enttäuscht (zumal ich sehr gerne Lese, bis dahin aber nur Romane ;-) ).
Letzten Monat widmete ich dem "The Pragmatic Programmer". Hier wird auch auf dieses Thema eingegangen. Es wird Wert darauf gelegt (bzw empfohlen) seine Wissensbibliothek durch viel Lesen immer aktuell zu halten und zu erweitern.
Man geht hier auch soweit und empfiehlt pro Monat ein Fachbuch (und auch mal einen Roman zu lesen...)
Und auch ich werde mir diesen Ratschlag zu Herzen nehmen - und es nach Möglichkeit versuchen (vielleicht nicht immer eins pro Monat aber ich will es nahe dahin bringen).

In unserem Metier gibt es einfach soviele interessante Themen, die ich mir, um einen guten Überblick zu bekommen, wohl am ehesten durch ein Buch näher bringen lassen kann (wie ich jetzt festgestellt habe :D). Wie schon erwähnt wird eben in einem Buch ein Thema schon speziell aufbereitet und in sinnvollem Zusammenhang dargestellt.

Meine tägliche Fahrt ins Büro sind ca 35 Minuten reine Fahrt, in der man eine "Fachbuchlänge" schon in einem Monat hinbekommt.
Wenn mich ein Thema dann besonders interessiert kann ich nach dieser Fahrt immer noch gründlicher nacharbeiten (bzw. auch verarbeiten). ;-)

Soviel dazu von mir.

Ein schöner Blogeintrag.

Gruß
Martin

Anonym hat gesagt…

Das ist genau der Punkt, worum es uns geht: Es reicht eben nicht darauf zu warten, dass irgendwas so dringend wird, dass man sich dringend damit befassen muss.

Es geht um proaktives Lernen. Das ist wie mit der Prophylaxe in der Gesundheit. Nicht warten, bis das Loch im Zahn ist und schmerzt, sondern alle 6+ Monate zum Zahnarzt gehen.

Und wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich das, was ich da auf gut Glück lese, später auch benötige? Du kannst damit Geld verdienen, wenn du darüber dann einen Artikel in einer Fachzeitschrift schreibst oder einen Vortrag auf einer Konferenz hälst, auch wenn du das Geglesene nie mehr benötigen wirst. Ich als Softwareentwickler habe davon aber gar nichts. Also nutze ich die knappe Lese- und Freizeit doch lieber für Themen, wo wenigstens die realistische Aussicht besteht, dass ich das Gelesen später auch einmal anwenden kann bzw. muss.


Proaktives lesen, über das unmittelbar Relevante hinaus lesen. Nur so kann Innovation auch entstehen. Wer nur liest, was ihm an Problemen vor die Füße fällt, hechelt ewig hinterher. Ist auch ein Modus... aber ist der erstrebenswert? Naja, ist halt minimaler Energieaufwand. Wie weit man in 30 Jahren Berufsleben in dieser Branche damit kommt, wird sich zeigen."

Ich bin bisher sehr gut damit gefahren. Auch wenn ich "nur" das unmittelbar Relevante lerne, komme ich wohl auf 6 Bücher pro Jahr.

Ralf Westphal - One Man Think Tank hat gesagt…

@Anonym: Wenn du denn auf 6 Bücher pro Jahr kommst, ist doch alles gut ;-)

Aber dass etwas, von dem du heute nicht weißt, ob/wann es relevant wird, dir etwas bringt, dass zeigt schon ganz einfach die Schule. Was du dort lernst ist vielfach unmittelbar und mittelbar in Bezug auf den Inhalt irrelevant. Aber das Lernen selbst, die Form, oder auch das, was drumherum passiert - soziale Interaktionen -, das bringt was: unmittelbar und mittelbar.

Und wenn du das Internet nutzt oder auch nur einen Wäschetrockner, dann wirst du anerkennen müssen, dass "Lernen" ohne konkreten Anwendungszweck, am Ende doch zu was führt. Denn all das und viel mehr beruht letztlich auf Grundlagenforschung. Die weiß auch nicht, wofür genau sie forscht.

Nun sagst du, "Ich bin doch kein Grundlagenforscher." Klar. Dennoch kannst du dir was von denen abschauen.

Naja, egal. Du hast eh deinen Weg. Andere suchen ihn noch. Die sollten daher sehen, dass es nicht nur einen Weg gibt.